Entwicklung des Forstwesens in Mecklenburg

Das Land im Nord­os­ten der Repu­blik gilt als ein Natur­pa­ra­dies. Unzäh­li­ge Urlau­ber aus dem In- und Aus­land kom­men all­jähr­lich zur Erho­lung an die Ost­see­küs­te oder an einen der Tau­sen­den Seen.

Meck­len­burg-Vor­pom­mern lädt nicht nur zum Baden ein, son­dern hat auch schö­ne Wäl­der zum Wan­dern und für Natur­er­leb­nis­se aufzuweisen.

Dazu gehö­ren unter ande­rem der Darß­wald auf der gleich­na­mi­gen Halb­in­sel, einer der größ­ten Küs­ten­wäl­der Deutsch­lands oder auch das „Wald­ge­biet der 1000 Seen“ rund um die Müritz, Deutsch­lands größ­ten Bin­nen­see. Der dor­ti­ge Wald hat teil­wei­se urwald­ar­ti­gen Cha­rak­ter und ist durch Buchen geprägt. Die UNESCO erklär­te ihn zum Weltnaturberbe.

Wenn man durch die dich­ten Wäl­der wan­dert, kann man leicht den Ein­druck erhal­ten, dass sie schon immer da waren. Das stimmt aber nicht. Wir erzäh­len Ihnen in die­sem Bei­trag die Geschich­te des in Nord­deutsch­land von der Eis­zeit, über das Mit­tel­al­ter bis zur Gegenwart.

Geschichte des Waldes in Nordeutschland

Auf dem Höhe­punkt der letz­ten Eis­zeit, vor unge­fähr 20.000 Jah­ren, war nahe­zu das gesam­te Gebiet des jet­zi­gen Bun­des­lan­des mit einem dicken Eis­pan­zer bedeckt. Selbst nach dem Abschmel­zen der Glet­scher waren die Bedin­gun­gen noch zu harsch, um das Wachs­tum von Bäu­men zu erlauben.

Erst vor unge­fähr 12.000 Jah­ren hat­te sich das Kli­ma so weit erwärmt, dass ers­te Wäl­der aus Bir­ken und Kie­fern wach­sen konn­ten. Die­se Bäu­me gel­ten als Pio­nier­pflan­zen. Noch heu­te wach­sen sie in nörd­li­chen Regio­nen Meck­len­burgs oder in gro­ßen Höhen.

Wei­te­re 2.000 Jah­re gin­gen ins Land und das Kli­ma erwärm­te sich wei­ter. Die Bir­ken und Kie­fern wur­den durch dich­te Eichen­mi­sch­wäl­der ersetzt. Vor unge­fähr 6.000 Jah­ren, noch bevor die ers­ten Pha­rao­nen in Ägyp­ten herrsch­ten, wur­den die Bedin­gun­gen viel bes­ser. Anstel­le der Eichen­wäl­der setz­ten sich Buchen­wäl­der durch. Mit der Aus­nah­me von Seen, Moo­ren und unfrucht­ba­ren Stel­len war das gesam­te Land mit Wald bedeckt.

Die Forstwirtschaft beginnt

Etwa zur Zeit der maxi­ma­len Wald­be­de­ckung trat der Mensch in Meck­len­burg-Vor­pom­mern immer mehr in Erschei­nung. Sein Ein­fluss war anfangs nur schwach, wur­de jedoch im Lauf der Zeit immer stärker.

Unse­re Vor­fah­ren rode­ten immer mehr Wald, um Platz für Sied­lun­gen und Acker­land zu schaf­fen. Von die­ser Zeit an begann der Wald­be­stand kon­ti­nu­ier­lich zurückzugehen.

Holzproduktion im Mittelalter

Die Forst­wirt­schaft jener Zeit kann nicht anders als ein Raub­bau bezeich­net wer­den. Die Bäu­me wur­den gefällt, um den Bedarf an Brenn- und Bau­holz zu decken. Zudem benö­tig­ten gera­de die Küs­ten­re­gio­nen von Meck­len­burg zum Schiff­bau Unmen­gen an Holz.

Zu jener Zeit begann zudem die Nut­zungs­form der Wald­wei­de. Die Bau­ern trie­ben ihre Schwei­ne, Zie­gen, Rin­der, Scha­fe und Pfer­de in die Wäl­der, um dort zu wei­den. Das führ­te zu einem star­ken Ver­biss jun­ger Trie­be und zur Zer­stö­rung der Bodenpflanzen.

Die Erneue­rung des Wal­des wur­de ver­zö­gert und den Wald­tie­ren die Nah­rungs­grund­la­ge ent­zo­gen. Zwar gab es bereits im Mit­tel­al­ter eini­ge Wirt­schafts­wäl­der, bei denen auf Nach­hal­tig­keit (die fort­lau­fen­de Erneue­rung des Baum­be­stands) geach­tet wur­de, das ver­hin­der­te aber nicht die Rodung wei­ter Land­stri­che. Der Wald­be­stand ging kon­ti­nu­ier­lich zurück.

Forstwirtschaft in der Neuzeit

Zu Beginn der Neu­zeit, im 17./18. Jahr­hun­dert wur­de die Situa­ti­on in Meck­len­burg noch schlim­mer für den Wald. Mitt­ler­wei­le waren die Bau­ern zwar dazu über­ge­gan­gen, ihr Vieh in Stäl­len zu hal­ten, konn­ten aber trotz­dem auf den Wald nicht verzichten.

Sie benutz­ten Laub und Nadeln aus den Wäl­dern als bil­li­ge Streu in den Stäl­len. Das hat­te fata­le Fol­gen für die Wäl­der. Sie konn­ten sich nicht mehr erneu­ern und ver­lo­ren zudem noch ihre Humusschicht.

Die Ergeb­nis­se die­ser Metho­den sind teil­wei­se noch bis heu­te spür­bar. Die Böden ver­arm­ten, wur­den zu sau­er und ver­lo­ren ihre Struk­tur. Noch heu­te wach­sen dort Pflan­zen schlecht. Auf dem Höhe­punkt des Raub­baus schrumpf­ten die Wäl­der auf 10 Pro­zent ihrer ursprüng­li­chen Größe.

Erst durch die Ver­brei­tung von Stein- und Braun­koh­le ließ der Druck auf die Wäl­der, als Roh­stoff­lie­fe­ran­ten zu die­nen, lang­sam nach. Auch die so genann­ten Neben­nut­zun­gen (als Wei­de­grund) wur­den ver­bo­ten oder zumin­dest stark eingeschränkt.

Ab der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts erkann­ten die Men­schen, dass der Wald mehr als nur eine Quel­le für Holz ist. Den Men­schen wur­de bewusst, dass der Wald auch zur Erho­lung dient. Durch Auf­fors­tun­gen wur­de die Wald­flä­che nach und nach wie­der ver­grö­ßert. Dabei wur­de aller­dings immer wie­der auf Mono­kul­tu­ren aus schnell wach­sen­den Baum­ar­ten wie Kie­fern und Fich­ten gesetzt, weil man nur an den Hol­z­ertrag dachte.

Starke Prägung in der DDR-Zeit

Die 40-jäh­ri­ge Nut­zung zur Zeit der DDR (Deut­sche Demo­kra­ti­sche Repu­blik) hat das Bild der Meck­len­bur­ger Wäl­der maß­geb­lich mit­ge­prägt. Die Stra­te­gie der groß­flä­chi­gen Rodung und Auf­fors­tung mit schnell wach­sen­den Nadel­bäu­me wie Kie­fer und Lärche wur­de mit Nach­druck verfolgt.

Zudem wur­de sys­te­ma­tisch Baum­harz durch soge­nann­tes Har­zen gewon­nen. Das aus­tre­ten des Har­zes wer­den durch groß­flä­chi­ges V‑förmiges Anrit­zen der Rin­de her­bei­ge­führt (Ril­len­schnitt) und in einem Behäl­ter gesam­melt. Baum­harz wur­de als Roh­stoff für Far­ben, Kunst­stof­fe, Kleb­stof­fe, Phar­ma­zeu­ti­ka und Muni­ti­on verwendet.

Im Gegen­satz zur Über­fors­tung diver­ser Wald­ab­schnit­te und der groß­flä­chi­gen Rodung für die Land­wirt­schaft stan­den die rie­si­gen, unter mili­tä­ri­schem Sperr­ge­biet ste­hen­den Wäl­der. In groß­zü­gig abge­sperr­ten Area­len der sowje­ti­schen Armee und Natio­na­len Volks­ar­mee (NVA) konn­te sich die Natur nahe­zu unge­hin­dert ent­wi­ckeln und erho­len. Von die­sen Gebie­ten ste­hen heut­zu­ta­ge vie­le Berei­che unter Naturschutz.

Waldbewirtschaftung in Mecklenburg-Vorpommern heute

Längst hat sich die Erkennt­nis durch­ge­setzt, dass der Wald nicht nur dazu da ist, dem Men­schen als Roh­stoff­quel­le und zur Erho­lung zu die­nen. Er ist Lebens­raum für eine Viel­zahl von Pflan­zen und Tie­ren, fil­tert und spei­chert Was­ser, erzeugt Sauer­stoff, fil­tert die Luft, ver­rin­gert die Lärm­be­läs­ti­gung und bin­det Kohlendioxid.

Heu­te wer­den für alle Wald­flä­chen in Meck­len­burg-Vor­pom­mern ver­bind­li­che Grund­sät­ze zur Bewirt­schaf­tung ange­wandt, die auf Nach­hal­tig­keit beru­hen. Die Grund­sät­ze betref­fen die Art und Wei­se der Holz­nut­zung und Inten­si­tät und Häu­fig­keit von Eingriffen.

Damit die Wäl­der auch in Zukunft erhal­ten blei­ben und sich den ver­än­der­ten Kli­ma­be­din­gun­gen anpas­sen kön­nen, fin­det gegen­wär­tig ein „Umbau“ der Wäl­der statt. Im Rah­men die­ses Umbaus wer­den gezielt Nadel­bäu­me ent­nom­men. Seit dem 1. Janu­ar 2006 ist dafür die Lan­des­forst­an­stalt Meck­len­burg-Vor­pom­mern verantwortlich.

Fazit: Forstwirtschaft im Wandel der Zeit

Über Jahr­hun­der­te, wenn nicht Jahr­tau­sen­de wur­de der Wald ledig­lich als Roh­stoff­quel­le betrach­tet. Das führ­te zur Ver­nich­tung eines Groß­teils der Wäl­der und einer Ver­ar­mung der Böden.

Erst seit rela­tiv kur­zer Zeit wur­de den Men­schen bewusst, dass der Wald ein unver­zicht­ba­rer Bestand­teil der Umwelt ist. Heu­te setzt man auf nach­hal­ti­ge Forst­wirt­schaft, damit der Wald auch zukünf­ti­gen Genera­tio­nen erhal­ten blei­ben kann. Die Kli­ma­ver­än­de­run­gen stel­len auch die Forst­wirt­schaft vor neue Herausforderungen.

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