Wildbienen und ihre Rolle in unserem Ökosystem
„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“ – dieses mittlerweile 70 Jahre alte Zitat von Albert Einstein ist heute aktueller denn je und wir täten gut daran, seine Worte ernst zu nehmen.
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit der Frage, warum Wildbienen für Natur und Umwelt von wesentlicher Bedeutung sind. Warum sollten wir Lebensraum für Insekten im Wald schaffen?
Bienenvölker sind wichtig für das biologische Gleichgewicht
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Landschaft in weiten Teilen Deutschlands massiv verändert. Die Versiegelung von Flächen zum Straßen- und Städtebau und vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft führt zu einem Verlust strukturreicher Lebensräume und lässt die Anzahl und Artenvielfalt diverser Blühpflanzen schrumpfen.
Dadurch verschwinden auch notwendige Lebensräume, wie Sandwege und Totholz- oder Steinhaufen. Somit fehlen den Bienen zusätzlich zum schrumpfenden Nahrungsangebot auch die geeigneten Nistplätze.
Die Zerstörung der Lebensräume für die Bienen durch den Menschen bedeutet im Endeffekt aber auch die Zerstörung des Menschen. Denn stirbt die Biene, stirbt auch der Mensch. Da rund 90 % aller Pflanzenarten auf unserer Erde auf Fremdbestäubung angewiesen sind, ist das Überleben der Wild- und Honigbienen für das Überleben der gesamten Flora und Fauna unserer Erde von so großer Bedeutung.
Dem Bienensterben aktiv entgegenwirken
Doch es gibt auch positive Nachrichten: Das Wissen über die tragischen Konsequenzen, die das Insekten- und insbesondere das Bienensterben nach sich ziehen, ist mittlerweile aufgrund zahlreicher Forderungen und Projekte von Naturschutzvereinen zum Schutze der Bienen in der Gesellschaft angekommen.
In den Städten finden sich immer mehr Hobby-Imker und Imkerinnen, die ihre Kolonien auf den Dächern ihrer Wohnhäuser oder im eigenen Garten halten. Viele Kleingarten-Vereine haben in Vergangenheit Bienenhotels aufgebaut.
Auch die Politik sieht mittlerweile Handlungsbedarf und hat Maßnahmen zum Erhalt der Bienen ergriffen. U. a. prüft sie Pflanzenschutzmittel, sogenannte Pestizide, auf deren Umwelt- und Bienenverträglichkeit, fördert z. B. Landwirte, die einjährige oder strukturreiche Blühstreifen auf ihrem Ackerland anlegen und bietet den Bürger*innen Informationen über bienenfreundliche Blühpflanzen zur Aussaat auf Balkonen und in Gärten.
Waldbesitzer schaffen bienenfreundliche Lebensräume
Auch Waldbesitzer können der Honigbiene helfen. Die Honigbiene war nämlich ursprünglich ein wildes Waldtier, eine Waldbiene, bzw. Wildbiene. Sie hatte über mehrere Millionen Jahre in unseren Wäldern ihr Zuhause.
Wälder sind wegen ihrer naturnahen Bewirtschaftung generell ein günstiger Lebensraum. Dennoch sind die Nahrungsbedingungen auch hier nicht immer optimal. Dichtbepflanzte Nadelwälder z. B. beherbergen nur wenige für die Bienen relevante Nahrungspflanzen.
Vielerorts herrschen abrupte Übergänge zwischen Wald und Offenland, sodass blütenreiche Waldrandgebiete fehlen. Damit sich die Bienen auch im Wald wohlfühlen, müssen Strukturen geschaffen werden, die günstige Lebensbedingungen bieten.
In Kooperation mit Imkern können Waldränder genutzt werden, um Bienenstöcke oder Bienenwagen aufzustellen.
Monokulturen vermeiden, Mischwälder aufforsten
Der Mischwald gilt als optimale Basis für einen bienenfreundlichen Lebensraum. Durchdachte Bepflanzung und gezielte Pflegemaßnahmen können Baumarten mit hohem Nektar- und Pollenangebot fördern.
Selbstverständlich spielt auch immer der Standort bei der geeigneten Baumauswahl eine entscheidende Rolle. Auch die Blühzeitpunkte der jeweiligen Arten sind von Bedeutung: Werden Baumarten mit unterschiedlichen Blühzeitpunkten kombiniert, kann ein kontinuierliches Trachtangebot (Nahrungsangebot) für die Bienenvölker sichergestellt werden.
Auf verschiedene Weidenarten sollte dabei besondere Rücksicht genommen werden, da die Weidenblüte als allererste Massentracht im Jahresverlauf mit ihren besonders hohen Nährwerten für das Überleben der Bienenvölker immens wichtig ist.
Artenreiche und naturbelassene Waldränder und Waldinnenränder bieten zahlreiche für Waldbienen attraktive Pflanzenarten, weshalb diese erhalten bzw. neu erschaffen werden sollten. Ebenso fördern kleinere Freiflächen Pflanzenarten, die sonst im dichten Wald nicht vorkommen.
Waldabschnitte der Natur überlassen
Damit die Wildbienen das Nahrungsangebot im Wald nutzen können, sollten die Bienenvölker möglichst zentral aufgestellt werden. Je näher sie an ihren Trachtquellen stehen, desto mehr tragen sie ein, da weniger Zucker als eigener Kraftstoff verbraucht wird. Als geeignete Standorte gelten vor allem Lichtungen, Waldränder und Verjüngungsflächen.
Mittlerweile etablieren sich immer mehr Projekte zur bienenfreundlichen Waldgestaltung. Die Bayrischen Staatsforsten z. B. setzen sich zusammen mit dem Landesverband Bayrischer Imker e.V., dem Verband Bayrischer Bienenzüchter und der Bayrischen Imkervereinigung für den Erhalt der summenden Gesellen ein.
Dazu werden gemäß den vorher beschriebenen Kriterien in zahlreichen Wäldern und Flächen des bayrischen Staatswalds mehr Lebensräume und Nahrungsgrundlagen für Waldbienen geschaffen und allen Hobbyimkern und Imkervereinen durch die staatlichen Forstbetriebe Bayerns kostenfreie Flächen für das Aufstellen von Bienenvölkern zur Verfügung gestellt. Hierfür muss lediglich beim zuständigen Fortbetrieb angefragt werden.
Fazit: Wildbienen kann und sollte geholfen werden
Es gibt vielseitige Möglichkeiten, um einer Rekultivierung der Bienenvölker zu unterstützen. Der Wald bietet großflächige Rückzugsorte, in denen Bienenvölker leben und nisten können.
Die Schaffung von bienenfreundlichen Lebensräumen an Waldrändern sowie das natürliche Überlassen von Waldabschnitten helfen der Natur wieder ins Gleichgewicht zu gelangen und dem Bienensterben entgegen zu wirken.
Helfen auch Sie aktiv mit, den Wild- und Honigbienen Nahrung und Lebensraum zu schaffen.