Mecklenburg – Das Land der Seen und Wälder
Die Forstwirtschaft wird auch Waldwirtschaft genannt. Sie umfasst den planmäßigen Umgang des Menschen mit dem Wald. Neben der Erzeugung von Holz und anderer Rohstoffe stehen die Erhaltung und der Schutz der Wälder als Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten und als Orte der Erholung im Mittelpunkt der Forstwirtschaft.
In letzter Zeit wird auch die Rolle des Waldes als wichtiger Faktor des Klimaschutzes immer mehr berücksichtigt. Von einer nachhaltigen Forstwirtschaft kann erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Rede sein. Vorher wurde an den Wäldern Raubbau betrieben. Eine der wenigen Ausnahmen bildet der Nürnberger Reichswald, der bereits seit 700 Jahren nachhaltig bewirtschaftet wird.
In diesem Beitrag möchten wir Ihnen einen Einblick in die Waldwirtschaft von Mecklenburg-Vorpommern geben und diesen mit Zahlen, Daten und Fakten belegen.
Optimale Waldbedingungen in Mecklenburg-Vorpommern
In klimatischer Hinsicht befindet sich Mecklenburg-Vorpommern in einem Übergangsbereich zwischen einem ozeanisch geprägten Klima im Nordwesten und einem mehr kontinental geprägten Klima im Südosten von Vorpommern.
Demzufolge nimmt die jährliche Niederschlagsmenge von Westen nach Osten ab, während die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen stärker werden. Im Westen Mecklenburgs beträgt der Jahresniederschlag 600 mm, im Südosten nur noch 500 mm. Die Niederschläge zusammen mit der Zusammensetzung der Böden (größtenteils relativ tiefgründige Lehm- und Sandböden) begünstigen das Wachstum von Wald.
Ohne die Anwesenheit der Menschen wäre Mecklenburg-Vorpommern bis auf wenige Stellen wahrscheinlich vollkommen mit Wald bedeckt. Die vorherrschende Waldform wären Buchenwälder. Sie würden in wassergefüllten Hohlformen wie verlandeten Seen oder Täler mit Mooren durch Erlen- und Birkenbruchwälder ergänzt.
Eine Ausnahme bildet Südost-Vorpommern. Aufgrund der geringeren Niederschlagsmenge sind dort Mischwälder aus Traubeneichen und Buchen die natürliche Waldform.
Die aktuelle Waldfläche und Waldverteilung in Mecklenburg-Vorpommern
Wälder nehmen im nordöstlichen Bundes insgesamt eine Fläche von etwas mehr als 500.000 Hektar ein. Das entspricht 21,7 Prozent der Gesamtfläche. Prozentual gesehen ist das ein Anteil von 21,7 Prozent der Gesamtfläche.
Damit liegt Mecklenburg-Vorpommern weit unter dem Bundesdurchschnitt, der ungefähr 30 Prozent beträgt. Das liegt hauptsächlich an der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung großer Flächen. Zusammen mit Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gehört Mecklenburg-Vorpommern zu den waldarmen Flächenländern der Bundesrepublik.
Betrachtet man den Waldbestand pro Kopf, nimmt jedoch Mecklenburg-Vorpommern einen Spitzenplatz unter den Bundesländern ein. Pro Einwohner stehen in Mecklenburg 0,28 Hektar Wald zur Verfügung. Das ist auf die geringe Bevölkerungsdichte zurückzuführen.
Die Waldgebiete sind ungleichmäßig verteilt. Im Norden und Osten Mecklenburgs gibt es meistens nur kleinere Waldflächen, während die Mecklenburger Seenplatte, die Ückermünder Heide und der Südwesten des Landes durch große, zusammenhängende Waldbestände geprägt sind. Beispielsweise ist der Kreis Müritz zu 30 Prozent mit Wald bedeckt, während es auf Rügen nur 15 Prozent sind.
Nach Baumarten setzt sich der Wald wie folgt zusammen:
- 59 Prozent Nadelbäume, von denen Kiefern fast die Hälfte ausmachen
- 41 Prozent Laubbäume (Bundesdurchschnitt 34 Prozent), daran haben Buche sowie Stiel- und Traubeneiche einen Anteil von 19 Prozent.
Andere häufige Weichholzbäume sind Birken, Pappeln und Weißerlen. Insgesamt betrachtet ist der Wald in Mecklenburg-Vorpommern recht naturnah aufgebaut. Beinahe die Hälfte (43 Prozent) besteht aus Mischwald. Die vorherrschenden Baumarten
- Eiche
- Buche
- Kiefer
- Fichte
haben einen hohen forstwirtschaftlichen Nutzwert.
Waldwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern
Besitzverhältnisse
Der Anteil des Staatswalds an der Gesamtwaldfläche beträgt 54 Prozent. Das ist weit höher als der bundesdeutsche Durchschnitt von 34 Prozent. Die Ursache sind riesige Flächen, die von der Nationalen Volksarmee (NVA) und der Sowjetarmee genutzt wurden und nach der Wiedervereinigung Eigentum des Bundes wurden.
Etwa 45 Prozent des Waldes sind Eigentum des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Dort werden ca. 80 Prozent der Holzerträge erwirtschaftet. Dazu gesellen sich 270 Kommunen, die ebenfalls Wald besitzen.
Wald in privaten Besitz macht nur 9 Prozent der Fläche aus. Meistens handelt es sich um Kleinflächen von weniger als 2 Hektar. Insgesamt gibt es in Mecklenburg 45.000 private Waldbesitzer.
Holzertrag
Insgesamt wird der lebende Vorrat an Holz im Bundesland auf 115 Millionen Vfm (Vorrats-Festmeter) geschätzt. Pro Hektar Wald ergibt das einen Durchschnitt von 282 Vfm. Damit ist der Wald in Mecklenburg-Vorpommern ertragreicher als im Bundesdurchschnitt, der bei 270 Vfm pro Hektar liegt.
Die jährliche Zuwachsrate an lebenden Holz beträgt 3,2 Millionen Vfm absolut und 7,8 Vfm pro Hektar. Der unter den Umständen ermittelte nachhaltige Hiebsatz (Einschlag) ist auf 5,7 Vfm pro Hektar und Jahr festgelegt. Dadurch soll der Anteil älterer, wirtschaftlich wertvollerer Baumbestände erhöht werden.
Die Position der Forstwirtschaft
Wie auch die Landwirtschaft gehört die Waldwirtschaft zur so genannten Primärwirtschaft. Ihr Anteil an der Gesamtwirtschaft beträgt mehr als 5 Prozent. Berücksichtigt man nur das produzierende Gewerbe, liegt der Anteil der Forstwirtschaft sogar bei mehr als 13 Prozent.
Insgesamt erwirtschaftet die Forstwirtschaft in Mecklenburg einen jährlichen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro. Das ist mehr als der Maschinenbau oder die Metallindustrie und in etwa auf demselben Niveau wie der Fahrzeugbau.
Jährlich werden ca. 2 Millionen Festmeter Holz geschlagen. Das reicht theoretisch aus, um den Bedarf der heimischen holzverarbeitenden Industrie zu 56 Prozent zu decken.
Die Forstwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern beschäftigt mehr als 15.000 Arbeitskräfte. Dazu kommen weitere, deren Arbeitsplätze indirekt von der Forstwirtschaft abhängen.
Die Herausforderung des Klimawandels
Auch in Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch immer hohe Bestände an Monokulturen (hauptsächlich Kiefern), die anfällig gegen Schädlingsbefall, Stürme, Feuer und Trockenheit sind. Sie sind eine große Herausforderung der Waldwirtschaft.
Im Zuge des „Waldumbaus“ werden pro Jahr zwischen 500 – 1.000 Hektar dieser Monokulturen gerodet. Auf den Flächen werden Laubmischwälder gepflanzt, die widerstandsfähiger gegen Klimaänderungen sind. Als Setzlinge werden Eichen und Buchen bevorzugt.
Die Waldwirtschaft in MV – ein bedeutender Wirtschaftszweig
Die Forst- und Waldwirtschaft spielt in Mecklenburg-Vorpommern eine wichtige Rolle in der Gesamtwirtschaft. Sie erzielt höhere Umsätze als manche Industriezweige und beschäftigt Zehntausende Arbeitskräfte.
Die Bedeutung der Forstwirtschaft ist aber weitaus größer als nur der Wert des Holzes oder die Arbeitsplätze. Der Wald ist wichtig für eine gesunde Umwelt und die Erhaltung der Artenvielfalt.
In einem Naturparadies wie Mecklenburg-Vorpommern kommt noch der Erholungswert des Waldes dazu, der gar nicht mit Geld eingeschätzt werden kann. In Zukunft wird deshalb die Bedeutung der Forstwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern eher noch zu- als abnehmen.