Baumsachverständiger protokolliert den Baumbestand
Bäume werden von den Menschen hoch geschätzt. Sie dienen nicht nur als Quelle für Brenn- und Bauholz, sondern haben positive Einflüsse auf die Umwelt. Sie erzeugen Sauerstoff, bieten Nistplätze für Vögel und Lebensraum für zahlreiche Kleintiere, von Insekten bis zu Eichhörnchen, filtern Staub aus der Luft, dämpfen Temperaturschwankungen und spenden kühlen Schatten.
Kein Wunder, dass die Lebensqualität von Städten auch am Baumbestand gemessen wird. Städte mit wenigen Bäumen und Grünanlagen sind Betonwüsten, die sich im Sommer zu Backofentemperaturen aufheizen und deren Straßen sich bei Sturm in Windkanäle verwandeln. Daher streben immer mehr Städte und Gemeinden danach, ihren Baumbestand zu vergrößern. Bei dieser Aufgabe hat sich ein Baumkataster als hilfreich erwiesen.
Wir möchten ihnen in unserem Forstblog erklären, was ein Baumkataster ist, wozu es dient und wer es erstellt. Ferner geben wir einen Einblick in die moderne Digitalisierung in der Forstwirtschaft.
Was ist ein Baumkataster?
Im Prinzip handelt es sich bei einem Baumkataster um ein Archiv oder eine Datei, in der die Bäume eines bestimmten Gebiets oder eines bestimmten Eigentümers erfasst sind. In dem Verzeichnis werden hauptsächlich Stadt‑, Straßen- und Parkbäume erfasst.
Allerdings können Baumkataster ebenfalls für Flächen in Privatbesitz angelegt werden, wenn dort mehrere große Bäume stehen. Die Kataster können analog, digital oder in einer Mischform geführt werden.
In einem klassischen analogen Verzeichnis werden die zu erfassenden Bäume mit Schildern versehen, auf denen Nummern, Codes oder Zeichen stehen. Im Baumkataster kann man unter der Nummer die betreffenden Aufzeichnungen nachlesen.
Baummanagement per GIS
Heutzutage werden Baumkataster hauptsächlich nur noch mittels Smartphones und Tablets erstellt und gepflegt. die Die Bäume werden per GPS erfasst und in das entsprechende EDV-System eingepflegt. Man spricht von dem GIS – Geografisches Informationssystem. Nach Eingabe der GPS-Daten kann jeder Baum im Kataster gefunden werden. Diese Methode eignet sich für einzelne Bäume oder wenn die Abstände zwischen den Bäumen nicht zu eng sind.
Bei einer Mischform werden die im Kataster erfassten Bäume noch klassisch durch ein Schild markiert. Der Nutzer besucht die Website des Baumkatasters und kann nach Eingabe des Codes oder der Nummer alle gespeicherten Daten zum betreffenden Baum abrufen.
Als dritte Form gibt es noch die Negativliste. Darin sind nur bestimmte Bäume erfasst, die entweder geschädigt sind oder irgendwelche Besonderheiten aufweisen. Forstverwaltungen und Landesbehörden, die riesige Baumbestände verwalten müssen, arbeiten meistens mit einer Negativliste.
Angaben, die im Baumkataster erfasst werden
Bei der Erstaufnahme werden folgende Angaben erfasst:
- Baumart
- Höhe und Durchmesser der Krone
- Durchmesser und Umfang des Stamms
- Kurzbeschreibung des Standorts
Weitere Angaben beziehen sich auf die Art der Nutzung des Baumkatasters. Häufig sind im Baumkataster die Punkte festgehalten:
- Untersuchungsergebnisse einer Baumdiagnose oder eines Baumgutachtens
- vorgeschlagene Maßnahmen zur Baumpflege
- Zeitpunkt einer geplanten Fällung mit Angabe der Dringlichkeit
- Vitalität und Verkehrssicherheit des Baums
- Zeitpunkt der nächsten Baumdiagnose
- Besonderheiten wie beispielsweise Vorkommen geschützter Arten, Baumhöhlen und ähnliches
Damit der Eintrag in das Baumkataster rechtlich gültig ist, muss er mit Namen und Qualifikation des Sachverständigen sowie Ort und Zeitpunkt der Kontrolle versehen sein.
Warum sind Baumkataster notwendig?
Derartige Verzeichnisse sind ein unverzichtbares Werkzeug des Baummanagements. Eigentümer, die große Baumbestände besitzen, behalten mit Hilfe des Baumkatasters die Übersicht über erforderliche Pflege- und Kontrollmaßnahmen.
Laut §823 BGB haften Baumbesitzer für Schäden, die durch ihre Gehölze verursacht werden. Demzufolge müssen sie ein Baumkataster führen, in dem die Kontrollen und Einschätzungen der Standsicherheit protokolliert sind. Wenn gefährdete Bäume nicht sofort gefällt werden können, müssen sie mit Warnhinweisen versehen werden.
Zur Führung eines Baumkatasters sind alle Besitzer größerer Baumbestände verpflichtet, die öffentlich zugänglich sind. Durch ordnungsgemäß geführte und regelmäßig aktualisierte Baumkataster kann die Gefahr, die von kranken und geschwächten Bäumen ausgeht, erheblich reduziert werden.
Wie sieht das im Wald aus?
In größeren Wäldern ist es nicht praktikabel, jeden einzelnen Baum in einem Kataster zu erfassen. Forstverwaltungen und Waldbesitzer arbeiten in der Mehrzahl der Fälle mit Negativlisten. Darin erfassen sie Bäume, die geschädigt oder in der nächsten Zeit zum Einschlag vorgesehen sind.
In Wäldern und waldähnlichen Gebieten gilt übrigens die Haftpflicht des Baumbesitzers nach § 823 BGB nicht. Das Betreten der Wälder erfolgt grundsätzlich auf eigene Gefahr. Es gibt jedoch Ausnahmen wie:
- Waldränder
- öffentliche Wege und Straßen, die durch Wälder führen
- Aussichtsplattformen
- künstliche Einrichtungen wie Brücken, Stege oder Schranken
- Hindernisse auf öffentlichen Wegen und Straßen
- Gefährdung durch Holzbauarbeiten
- Gefährdung durch ungesicherte Holzstapel
Fazit: Digitale Baumkataster erleichtern die Arbeit
Das Anlegen und die korrekte Führung der Dateien dient nicht nur dazu, die Sicherheit in öffentlich zugänglichen Baumbeständen zu erhöhen, sondern sie erleichtert auch Baumpflegemaßnahmen.
Mit einem Mausklick kann der Nutzer im Baumkataster nachlesen, wann das letzte Mal ein Rückschnitt der Krone erfolgte oder bei welchem Baum ein Schädlingsbefall festgestellt wurde und welche Maßnahmen dagegen unternommen wurden.
Wenn Sie mehrere große Bäume besitzen, die an öffentlichen Straßen oder Plätzen stehen, ist es empfehlenswert, wenn Sie die Verkehrssicherheit der Bäume von Zeit zu Zeit durch einen Baumgutachter überprüfen und die Ergebnisse in einem Baumkataster eintragen lassen.