Feuerökologie: Neues Leben nach dem Brand im Wald

Bei einem Wald­brand denkt man im Jahr 2020 sofort an Aus­tra­li­en, des­sen Kata­stro­phen mit flä­chen­de­cken­den Brän­den sich auch durch die Medi­en brann­ten. Eben­so asso­zi­iert man mit dem The­ma eher tro­cke­ne oder stark bewal­de­te Gebie­te wie den Regenwald.

Kein Wun­der, denn Aus­tra­li­en, Süd­ost­asi­en, die afri­ka­ni­sche Savan­ne aber auch Kali­for­ni­en sowie Mit­tel­meer­län­der gehö­ren zu den am meis­ten von Wald­brän­den bedroh­ten Regio­nen auf der Welt.

Doch wie ist das in Deutsch­land? Ist der Wald­brand auch bei uns ein gro­ßes Pro­blem? Und birgt er nur Risi­ken und Schä­den oder kann ein Wald­brand auch etwas Nütz­li­ches sein? In die­sem Rat­ge­ber beschäf­ti­gen wir uns mit den The­men »Feu­er­schä­den im Wald« und »Feu­er­öko­lo­gie«.

Waldbrände in Deutschland

Der Wald in Deutsch­land hat einen unge­fäh­ren Flä­chen­an­teil von 32% und ist ein wich­ti­ger Bestand­teil unse­rer Flo­ra und Fau­na. Er bie­tet Lebens­raum für ver­schie­de­ne Tier- und Pflan­zen­ar­ten und ist auch bei uns Men­schen als Nah­erho­lungs­ort beliebt. Zudem kom­men die wirt­schaft­li­che Nut­zung als Roh­stoff­quel­le und sei­ne Bedeu­tung als Umwelt­fak­tor hinzu.

Von Kind an ler­nen wir, dass der Wald unser Freund ist. Feu­er hin­ge­gen ist ein gefähr­li­ches Ele­ment. Umso mehr scho­ckie­ren Sta­tis­ti­ken aus denen her­vor­geht, dass die meis­ten Wald­brän­de durch Fahr­läs­sig­keit oder Van­da­lis­mus entstehen.

Doch es stimmt: Die aktu­ells­ten Wald­brand­sta­tis­ti­ken der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land von der Bun­des­an­stalt für Land­wirt­schaft und Ernäh­rung bele­gen, dass 2018 von ins­ge­samt 1708 Brän­den 221 durch Vor­satz und 436 durch Fahr­läs­sig­keit ent­stan­den sind. Nur 80 Wald­brän­de davon wur­den natür­li­chen Ursa­chen zuge­schrie­ben. 836 gel­ten als unaufgeklärt.

Ver­gleicht man die Zah­len mit denen aus ver­gan­ge­nen Jah­ren, fällt noch etwas auf: Die Sum­me an Wald­brän­den hat sich inner­halb eines Jah­res ver­vier­facht. Die Anzahl an Wald­brän­den, die es 2018 gab, war seit 2003 nicht mehr so hoch.

Blitzeinschlag Wald
© iStock – Toltek

Warum gab es 2018 so viele Waldbrände in Deutschland?

In Deutsch­land ist das Auf­kom­men von Wald­brän­den den kli­ma­ti­schen und hydro­lo­gi­schen Gege­ben­hei­ten zuzu­schrei­ben. Die Wald­be­sto­ckung ist regio­nal unter­schied­lich, wes­we­gen eini­ge Bun­des­län­der mehr betrof­fen sind als andere.

Die größ­te Brand­flä­che und die meis­ten Brän­de wur­den 2018 erneut in Bran­den­burg regis­triert. Das Bun­des­land birgt vie­le Kie­fern­wäl­der und vie­ler­orts san­di­gen Boden. Die abblät­tern­den Baum­rin­den und der tro­cke­ne Boden las­sen Fun­ken von Ziga­ret­ten, Streich­höl­zern oder Grill­koh­le schnell zum Feu­er wer­den. Auch das Kie­fern­harz und Wind­bö­en gel­ten als Brand­be­schleu­ni­ger – vor allem in einem hei­ßen Som­mer wie im Jahr 2018.

Auf poli­ti­scher Ebe­ne kri­ti­sier­te man die man­geln­de Vor­be­rei­tung auf Wald­brän­de. Es hät­te nicht genü­gend Lösch­fahr­zeu­ge gege­ben, wes­halb 2018 nicht nur die Anzahl an Wald­brän­den so hoch war, son­dern auch das Aus­maß: Ins­ge­samt 2348,81 Hekt­ar Flä­che ver­brann­ten die Wald­brän­de in Deutsch­land und ver­ur­sach­ten damit einen Scha­den von über 2,5 Mil­lio­nen Euro.

Wie entstehen Waldbrände?

Wie bereits erwähnt gibt es unna­tür­li­che und natür­li­che Ursa­chen. Die Haupt­ver­ur­sa­cher eines Wald­bran­des sind:

  • Blitz­ein­schlag: Nach lan­gen Tro­cken­pe­ri­oden kann ein Gewit­ter Brän­de ver­ur­sa­chen und gilt als natür­li­cher Aus­lö­ser von Waldbränden.
  • Fahr­läs­sig­keit: Lager­feu­er, Ziga­ret­ten und Streich­höl­zer, die acht­los in tro­cke­nen Gebie­ten hin­ter­las­sen wer­den, kön­nen eine ech­te Gefah­ren­quel­le darstellen.
  • Brand­ro­dung: Vor allem in den tro­pi­schen Regen­wäl­dern Afri­kas, Süd­ame­ri­kas und Süd­ost­asi­ens wer­den unter Ein­satz von Feu­er Acker­flä­chen geschaffen.
  • Brand­stif­tung und Van­da­lis­mus: Die vor­sätz­li­che und uner­laub­te Beschä­di­gung von Sach­gut kann gro­be Aus­wir­kun­gen auf die Natur haben, falls die Flam­men nicht recht­zei­tig in Zaum gehal­ten wer­den. Im Übri­gen gilt auch die fahr­läs­si­ge Beschä­di­gung als Brandstiftung.

Hin­zu kom­men erhöh­te Tem­pe­ra­tu­ren und rück­läu­fi­ge Nie­der­schlä­ge. Die­se bie­ten per­fek­te Kon­di­tio­nen für einen rasan­ten Feu­er­aus­bruch. Risi­ko­un­ter­su­chun­gen war­nen in den kom­men­den Jah­ren vor einem erhöh­ten Wald­brand­ri­si­ko in Deutsch­land, da der Kli­ma­wan­del auch bei uns Tro­cken­heit und Hit­ze mit sich bringt.

Die Bun­des­mi­nis­te­ri­en für Ernäh­rung und Land­wirt­schaft (BMEL) sowie Umwelt, Natur­schutz und nuklea­re Sicher­heit (BMU) reagie­ren auf die Pro­gno­sen. Um die Gefahr ein­zu­schrän­ken, star­te­ten am 1. Mai 2020 bun­des­weit 22 Pro­jek­te zur Wald­brand­prä­ven­ti­on. Unter­stützt wird das Gan­ze mit rund 11,3 Mil­lio­nen Euro aus gemein­schaft­lich finan­zier­ten Wald­kli­ma­fonds (WKF).

Feuerökologie: Leben nach Brand
© iStock – jamievanbuskirk

Hat ein Waldbrand auch Vorteile?

„Ein Flä­chen­brand rei­nigt den Boden“ – stimmt das? An der Aus­sa­ge ist tat­säch­lich etwas Wah­res dran. Die ver­brann­te Asche bie­tet Pflan­zen in eini­gen Gebie­ten einen neu­en, nähr­stoff­rei­chen Boden.

Vie­le Öko­sys­te­me brau­chen die wie­der­keh­ren­den Feu­er sogar, denn sie haben sich im Lau­fe der Zeit an die natür­lich vor­kom­men­den Feu­er ange­passt. Die­se „Feu­er­pflan­zen“ nennt man Pyro­phy­ten. Der Mam­mut­baum ist ein Bei­spiel für die­se Art von Pflan­ze. Er wächst sehr schnell, um den Feu­ern in Nord­ame­ri­ka stand­hal­ten zu kön­nen und öff­net sei­ne Zap­fen in der hei­ßen, nach oben stei­gen­den Luft. Denn der Mam­mut­baum weiß, dass der Boden nach einem Feu­er neue Nähr­stof­fe bie­tet. Außer­dem blei­ben sei­ne Samen am Boden von den Flam­men unver­sehrt, wäh­rend tro­cke­nes Gehölz verbrennt.

Auch im Tier­reich gibt es Pro­fi­teu­re vom Feu­er. In Bran­den­bur­ger Kie­fer­wäl­dern fin­det sich der schwar­ze Kie­fern­pracht­kä­fer. Sei­ne Lar­ven kön­nen sich nur in, durch Feu­er abge­stor­be­nen, Bäu­men ent­wi­ckeln. Die Lar­ven hal­ten dem Harz der leben­den Bäu­me nicht stand. Vor glim­men­dem Holz hin­ge­gen schreckt der Käfer nicht zurück.

Durch Men­schen­hand ange­leg­te Mono­kul­tu­ren, ins­be­son­de­re Kie­fern­fors­te, sind beson­ders brand­ge­fähr­det. Nach einem Brand wer­den sie heut­zu­ta­ge durch hoch­wer­ti­ge Misch­kul­tu­ren ersetzt, die der Tier- und Pflan­zen­welt neu­en Raum für eine deut­lich höhe­re Arten­viel­falt bietet.

Bei einer wis­sen­schaft­li­chen Unter­su­chung der Wald­brän­de in Bran­den­burg wur­de fest­ge­stellt, dass euro­päi­sche Wäl­der trotz Kli­ma­wan­del, Tro­cken­heit und Feu­er­ge­fahr erstaun­lich wider­stands­fä­hig sind. Schon weni­ge Wochen nach dem Brand sprie­ßen die ers­ten grü­nen Spit­zen aus dem schwar­zen Boden.

Fazit: Natur ist an Waldbränden angepasst

Wald­brän­de sind unbe­re­chen­ba­re Natur­er­eig­nis­se und wer­den zumeist durch Blitz­ein­schlä­ge und Brand­stif­tun­gen aus­ge­löst. In Kom­bi­na­ti­on mit lan­gen Dür­re- und Tro­cken­pe­ri­oden kön­nen sie ver­hee­ren­de Fol­gen haben.

Der fahr­läs­si­ge Umgang mit Lager­feu­ern und acht­los weg­ge­wor­fe­ne Ziga­ret­ten oder Brand­stif­tun­gen haben eine Viel­zahl von schwe­ren Brän­den verursacht.

Obwohl sich die Natur an die natür­lich vor­kom­men­den Feu­er per­fekt ange­passt hat, ist der Umfang der ins­ge­samt auf­tre­ten­den Flä­chen­brän­de deutsch­land- und welt­weit, nicht nur für den Men­schen, son­dern auch für die Natur mehr Fluch als Segen.

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