Baumkontrolle, Baumuntersuchung und Baumgutachten durch Sachverständige
Menschen hatten seit jeher ein besonderes Verhältnis zu Bäumen. Sie waren mehr als nur Lieferanten für Brenn- und Bauholz oder Schattenspender. Große Bäume gleich welcher Art strahlen eine Majestät und Anziehungskraft aus, die einzigartig ist.
Nicht zufällig wurden besonders große und alte Bäume früher häufig als Kultstätten genutzt. Auch in der modernen Zeit werden Bäume zu repräsentativen Zwecken gepflanzt. Straßen in hochwertigen Wohngebieten werden von Bäumen gesäumt. Öffentliche Parks wirken erst durch hohe Bäume so richtig anziehend. Auf vielen Privatgrundstücken stehen ebenfalls große Bäume.
In diesem Forstratgeber informieren wir Sie zum Thema Baumgutachten. Wir erklären Ihnen warum es wichtig ist, was es kostet und wer es beauftragt.
Warum werden Baumgutachten vorgenommen?
Große, alte Bäume sind schön und nützlich. Sie spenden Schatten, dienen als Lebensraum für Vögel, Eichhörnchen und Insekten und wirken beruhigend und entspannend. Dabei vergessen die Leute jedoch vollständig, dass von Bäumen auch Gefahren ausgehen. Sie haben ein Gewicht von vielen Tonnen.
Sollten Sie durch einen Sturm, ein Feuer oder eine Baumkrankheit umstürzen, können sie nicht nur großen Sachschaden anrichten, sondern sogar Menschenleben fordern. Immer wieder gibt es Berichte in den Massenmedien, dass Passanten oder Autofahrer durch umstürzende Bäume oder herabfallende Äste schwer verletzt oder getötet wurden. Genau das soll ein Baumgutachten verhindern.
Was ist ein Baumgutachten?
Es handelt sich um eine spezielle Art der Untersuchung, die auch Baumdiagnose oder Baumuntersuchung genannt wird. Das Baumgutachten wird durch einen speziell geschulten Sachverständigen vorgenommen.
Er muss feststellen, ob der Baum den an seinem Standort herrschenden Bedingungen standhalten kann oder ob er möglicherweise abbrechen oder entwurzelt werden könnte. Das Baumgutachten besteht zunächst in einer visuellen Inspektion des Baumes. Dabei achtet der Sachverständige darauf, ob es Anzeichen von Baumkrankheiten wie Pilzbefall oder morsche Stellen gibt.
Im Rahmen des Gutachtens werden zum Beispiel die Architektur der Baumkrone und die Struktur der Rinde geprüft. Im Rahmen des Visual Tree Assesments (VTA) werden (unschädliche) Bohrungen zur Entnahme und Untersuchung von Holzproben gemacht. Im Rahmen der Untersuchungen wird das Holz auf Festigkeit geprüft.
Wer muss ein Baumgutachten in Auftrag geben?
Das ist die Verantwortlichkeit des Baumeigentümers. Laut Gesetz haftet er für alle Schäden, die durch den Baum verursacht werden. Das kann im Extremfall bis zu hohen Geld- oder gar Gefängnisstrafen führen, wenn er seine Verantwortlichkeit grob vernachlässigt hat.
Je nachdem, wo die Bäume stehen, ist entweder die Kommune, das Land, der Bund oder auch eine Privatperson für das Baumgutachten verantwortlich. Verursacht der Baum einen Schaden, muss der Eigentümer nachweisen können, dass er alle zumutbaren Vorkehrungen getroffen hat, um Schaden zu vermeiden und regelmäßig Kontrollen durchgeführt hat.
Wie oft so ein Baumgutachten notwendig wird, hängt von Größe, Alter und Standort des Baumes ab. Steht er an einer stark befahrenen Straße oder in einem gut besuchten Park, sollte die Baumdiagnose alle 6 Monate, spätestens aber alle 12 Monate erfolgen.
Geht es bei Baumgutachten nur um die Prüfung der Standsicherheit?
Nein, es geht nicht nur um die Standsicherheit. Baumgutachten werden zum Beispiel auch in Auftrag gegeben, um den Wert eines Baumes zu schätzen. Nicht selten werden Baumgutachter als Sachverständige bei Streitereien zwischen Nachbarn um Rat gebeten.
Sie müssen unter anderem beurteilen, wie weit entfernt von der Grundstücksgrenze ein Baum stehen darf, wie weit ein Ast auf das Grundstück des Nachbarn ragen darf oder ob sein Schattenwurf oder Laubfall eine zumutbare Beeinträchtigung des Nachbarn darstellt oder nicht.
Wie viel kostet ein Baumgutachten und wer übernimmt die Bezahlung?
Im Gegensatz zu anderen Gutachten und Prüfungen gibt es keine festen Gebührensätze. Nur für vom Gericht beauftragte Baumgutachten gelten feste Gebührensätze. In der Regel müssen Sie mit Kosten zwischen 60 – 80 Euro pro Stunde rechnen. Dazu kommen noch Fahrkosten von 0,50 Euro pro Kilometer. Eventuell stellt der Sachverständige noch andere Kosten in Rechnung, beispielsweise für Telefongespräche oder für Helfer.
Ein typisches Beispiel ist das Bestellen eines Sachverständigen zur Begutachtung der Standfestigkeit zweier hoher Bäume an der Grundstücksgrenze. Die Untersuchung nimmt ungefähr 2 Stunden in Anspruch. Bei einem Anfahrtsweg von 15 km können Sie mit etwa 150 Euro für eine Untersuchung rechnen.
Am besten reden Sie vorher mit dem Gutachter und lassen sich den Preis nennen. Sollen mehrere Bäume begutachtet werden, ist er vielleicht mit einem Pauschalpreis einverstanden.
Die Kosten für das Baumgutachten muss in der Regel derjenige übernehmen, der den Sachverständigen bestellt hat. Wird der Gutachter vom Gericht im Rahmen der Urteilsfindung in einem Prozess bestellt, muss derjenige die Kosten tragen, der den Prozess verliert. Mit einer Rechtsschutzversicherung sind sie gut dran, weil die auch die Kosten für Gutachten übernimmt.
Fazit: Baumgutachten dienen zu Ihrer Sicherheit
Eine Baumdiagnose oder Baumuntersuchung wird häufig vorbeugend eingesetzt. Sie stellt eine Art Gefährdungsbeurteilung dar und soll feststellen, welche Gefahren von einem oder mehreren Bäumen ausgehen.
Baumbesitzer sind in der Beweispflicht, nachzuweisen, dass sie alles getan haben, um Schäden zu verhindern. Ein Baumgutachten stellt so einen Beweis dar. Wenn ein Baum bei Arbeiten beschädigt, der Wert des Baumes festgestellt werden. Beim Streit zwischen Nachbarn spielen häufig Bäume eine Rolle.
In solchen Fällen sind ebenfalls Baumdiagnosen gefragt. Wenn Sie nach einem Baumgutachter suchen, können Sie sich an den Bundesverband deutscher Sachverständiger wenden.