Gin: Deutsche Spirituosen mit Wacholder
Gin ist eine klassische Spirituose und galt lange als langweilig. In der letzten Zeit erlebt er ein Comeback. Neue Sorten aus Deutschland sind “in”.
Was ist Gin und wie wird er hergestellt?
Der Name der Spirituose leitet sich vom französischen Wort »genévrier« ab, das auf Deutsch Wacholder heißt. Gin könnte also mit Wacholderschnaps bezeichnet werden. Das würde den Sachverhalt jedoch nicht ganz treffen, weil die Beeren des Wacholders nur einer von vielen Bestandteilen sind.
Jeder namhafte Hersteller hat sein eigenes Rezept. Nicht selten sind die Zutaten sogar geheim. Die Vorstufe des Gins war der niederländische Genever, der seit der Mitte des 17. Jahrhunderts gebrannt wurde. Von dort gelangte das Getränk nach England und wurde zum Gin.
Der Agraralkohol, der die Grundlage des Gins bildet, wird meist aus Weizen oder Kartoffeln hergestellt. Durch die Aromatisierung während oder nach der Destillation erhält der Gin seinen typischen Geschmack. Die wichtigsten Stoffe, die bei der Aromatisierung eingesetzt werden, sind Wacholderbeeren und Koriander.
Insgesamt werden ca. 120 Stoffe zur Aromatisierung verwendet. Dadurch schmeckt jede Sorte Gin anders. Die EU verlangt, dass ein Gin mindestens 37,5 Volumenprozent Alkohol enthält. Einige Sorten sind deutlich stärker. Gin wird pur getrunken aber auch für Cocktails und Mischgetränke wie Gin Tonic oder Martini verwendet.
Einige bedeutende deutsche Gin-Sorten
Monkey 47
Der Gin mit dem seltsamen Namen ist seit 2008 auf dem Markt. Seine Geschichte geht jedoch deutlich weiter zurück. Nach dem Krieg war ein Brite als Soldat in Berlin stationiert. Dort übernahm er im Berliner Zoo die Patenschaft über einen Affen.
Nach seiner Pensionierung verblieb er in Deutschland und gründete im Schwarzwald ein Gasthaus, das er „Zum wilden Affen“ nannte. Dort verkaufte er Gin nach eigenen Rezept. Zwei findige deutsche Unternehmen entdeckten das Rezept zufällig wieder und waren vom Geschmack begeistert. Vom Affen (englisch: monkey) leitet sich der Name des Gins ab.
Die Zahl 47 wurde ebenfalls nicht zufällig gewählt. Zum einen hat der Gin 47 Volumenprozent Alkohol, zum anderen sind darin 47 Zutaten, so genannte Botanicals, enthalten. Zu den wichtigsten gehören Preiselbeeren, aber auch Fichtensprossen, Akazienblüten und Hagebuttenschalen.
Gin Sul
Diese Kreation vereint den Norden und den Süden. Gin Sul wird in Hamburg destilliert. Das Wasser kommt aus der Lüneburger Heide. Der Gründer der Marke reiste oft nach Portugal und verliebte sich in das südeuropäische Land.
Deshalb fügt er seinem Gin Botanicals zu, die auf der iberischen Halbinsel beheimatet sind. Neben Wacholder sind das beispielsweise Rosmarin, Lavendel, Koriander, Zimt und Zistrose, die aus Portugal stammt.
Ferdinand Gin
Dieser fruchtig-florale Gin kommt aus dem Saarland. Zu seiner Herstellung werden Wacholder, Lavendel, Rose, Ingwer, Quitte und Hagebutte verwendet. Seine besondere Note erhält der Ferdinand Gin durch Riesling Trauben.
Seinen Namen verdankt der Gin dem königlich-preußischen Forstmeister Ferdinand. Der nach ihm benannte Gin zeichnet sich durch eine Balance aus bitteren und süßen Aromen aus. Er eignet sich ausgezeichnet für Cocktails.
Foerster‘s Heide Gin
Dass guter Gin nicht nur aus England kommt, beweist dieses edle Destillat aus der treffend genannten Brennerei „Maennerhobby“ im mecklenburgischen Klein Kussewitz in der Nähe von Rostock.
Bei den World Gin Awards 2019 in London wurde „Foerster‘s Heide Gin“ als bester Gin in der Kategorie London Dry gekürt.
Die besondere Note des Gins machen frische Nadeln der Küstentanne (Abies grandies) aus, die am Ort der Brennerei in dichten Beständen wächst.
Dazu gesellen sich Zitrusfrüchte und nicht zuletzt der heimische Sanddorn. Insgesamt sind 11 Botanicals im „Foerster‘s Heide Gin“. Alle kommen aus der Region. Sie werden frisch und in ausgezeichneter Qualität verarbeitet.
Müritz Gin
Auch dieser Gin aus Mecklenburg-Vorpommern überzeugt mit einer ausgezeichneten Qualität. Zudem ist seine Menge streng limitiert.
Das liegt daran, dass als Botanical Beeren des wilden Wacholders aus dem Müritz-Nationalpark verwendet werden, die nur in begrenzter Menge zur Verfügung stehen.
Dazu gesellen sich weitere 20 Botanicals, wie beispielsweise Sanddornbeeren, Koriander, Veilchenwurzeln, römische Kamillenblüten, Angelikawurzeln, Lavender und Paradieskörner (Kerne des Paradiesapfels, einer wohlschmeckenden Apfelsorte) verwendet.
Die Liste hervorragender deutscher Gins ließe sich noch lange fortsetzen.
Gin mit Botanicals aus deutschen Wäldern
In der letzten Zeit drängen eine Reihe von jungen Brennereien mit neuen, interessanten Gin-Sorten auf den Markt.
Jeder von ihnen stellt seinen Gin nach eigener Rezeptur her, eines haben sie aber alle gemeinsam: sie verwenden frische Zutaten bester Qualität, die aus der jeweiligen Region stammen.
Das verleiht jedem der Gin-Sorten seinen eigenen, charakteristischen Geschmack, der ihn unverwechselbar macht. Diese Entwicklung lässt in Zukunft auf neue Sorten mit abwechslungsreichem Geschmack hoffen.