Fichtenborkenkäfer – Begünstigt durch Monokulturen

Als »Forst­schäd­ling« wer­den alle Tier­ar­ten bezeich­net, die in Wirt­schafts­wäl­der Schä­den anrich­ten, das heißt, den Hol­z­ertrag ver­rin­gern. Je nach­dem, um wel­chen Schäd­ling es sich han­delt, kön­nen bei­spiels­wei­se die Bäu­me abster­ben oder die Qua­li­tät des Hol­zes ver­rin­gert werden.

Die Insek­ten sind ein fes­ter Bestand­teil des Öko­sys­tems Wald und blei­ben in gesun­den Wäl­der im Hin­ter­grund. Als Forst­schäd­lin­ge tre­ten sie erst in Erschei­nung, wenn sie durch äuße­re Umstän­de begüns­tigt wer­den und es zu einer Mas­sen­ver­meh­rung kommt. Somit ist der pau­scha­le Aus­druck „Forst­schäd­ling“ zumin­dest aus öko­lo­gi­scher Sicht falsch.

Zu den gefürch­tets­ten Forst­schäd­lin­gen gehört der Bor­ken­kä­fer, der auch Fich­ten­bor­ken­kä­fer genannt wird. In die­sem Bei­trag neh­men wir uns die­ses Insekt genau­er unter die Lupe. Was sind Bor­ken­kä­fer? Wie brei­ten sie sich aus und war­um sind sie in der Forst­wirt­schaft so unbeliebt?

Was sind Borkenkäfer?

Fichtenborkenkaefer
© 123rf – Kasi­ra Suda

Bor­ken­kä­fer gehö­ren zur Fami­lie der Rüs­sel­kä­fer. Welt­weit gibt es mehr als 6.000 Arten, von denen mehr als 100 kom­men in Deutsch­land vor.

Die Käfer sind meis­tens braun oder schwarz gefärbt und kön­nen im Durch­schnitt Grö­ßen zwi­schen 1 – 6 mm errei­chen. Man­che Arten wer­den bis zu 9 mm groß. Der Kör­per ist oval, glatt und stark gepanzert.

Bor­ken­kä­fer gra­ben Gän­ge im Holz oder der Rin­de der von ihnen befal­le­nen Bäu­me. Dort pflan­zen sie sich auch fort. Die Lar­ven erin­nern an Maden, sind weiß gefärbt und haben kei­ne Augen.

Wenn in der Forst­wirt­schaft vom Bor­ken­kä­fer die Rede ist, meint man damit fast immer den Buch­dru­cker, der auch Gro­ßer Fich­ten­bor­ken­kä­fer genannt wird. Er legt sei­ne Fraß­gän­ge unter der Rin­de von Nadel­höl­zern an.

Das Fraß­bild erin­nert an die Zei­len auf einer Buch­sei­te, des­halb auch der Name. Die begat­te­ten Weib­chen (bei man­chen Arten auch die Männ­chen) fres­sen einen Brut­gang in das Holz des befal­le­nen Bau­mes, in den sie ihre Eier ablegen.

Die Lar­ven schlüp­fen nach weni­gen Tagen und erwei­tern zunächst die Schlupf­kam­mer. Dann fres­sen sie sich wei­ter, ent­we­der durch den Brut­gang der Mut­ter oder schaf­fen eige­ne Gän­ge, um nach drau­ßen zu gelan­gen. Die fer­ti­gen Käfer flie­gen davon, um ande­re Bäu­me zu befallen.

Frassbild Rinde von Borkenkäfern
Frass­bild Rin­de von Bor­ken­kä­fern  © 123rf Wies?aw Jarek

Warum sind Fichtenborkenkäfer so schädlich?

Der wich­tigs­te Bor­ken­kä­fer, der Buch­dru­cker, gehört zu den Arten, die zur Mas­sen­ver­meh­rung nei­gen. Er befällt Nadel­höl­zer, beson­ders Fich­ten. Man­che Regio­nen Deutsch­lands, dar­un­ter höhe­re Gebirgs­la­gen, wer­den durch natür­li­che Fich­ten­wäl­der dominiert.

In vie­len ande­ren Gegen­den wur­den Fich­ten-Mono­kul­tu­ren ange­legt, weil sie einen guten Hol­z­ertrag lie­fern. Begüns­ti­gend wirkt, wenn der Baum­be­stand zudem durch äuße­re Fak­to­ren wie Dür­ren oder sau­ren Regen geschwächt ist.

Ihre natür­li­chen Abwehr­me­cha­nis­men, bei­spiels­wei­se Harz­fluss oder pflan­zen­ei­ge­ne Sub­stan­zen wie Ter­peno­ide rei­chen nicht mehr aus, um mit den Bor­ken­kä­fern fer­tig zu wer­den. Zu den Fak­to­ren, die einen Befall begüns­ti­gen, gehören:

  • Schnee­bruch
  • Wind­bruch
  • Dür­re­schä­den
  • sau­rer Regen

Die Bor­ken­kä­fer ver­meh­ren sich so stark, dass jeder ein­zel­ner Baum einer Viel­zahl von Atta­cken aus­ge­setzt wird, die sei­ne Abwehr­kräf­te über­win­den. Im Beob­ach­tungs­zeit­raum von 1950 – 2000 ver­ur­sach­ten Bor­ken­kä­fer in Mit­tel- und West­eu­ro­pa pro Jahr 2,9 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Schad­holz.  Das ent­spricht etwa 1 Pro­zent des Holzeinschlags.

Maßnahmen zur Borkenkäferbekämpfung

In Deutsch­land gel­ten die Bekämp­fungs­maß­nah­men vor allem dem Buch­dru­cker und dem Kup­fer­ste­cher in Fich­ten­be­stän­den. Der größ­te Teil der Bekämp­fung erfolgt durch eine soge­nann­te „sau­be­re“ Waldwirtschaft.

Das bedeu­tet, dass die Wald­be­stän­de regel­mä­ßig inspi­ziert wer­den. Dabei wird nach befal­le­nen Bäu­men Aus­schau gehal­ten. Sie wer­den mar­kiert und mög­lichst zeit­nah ein­ge­schla­gen, um den Käfern die Gele­gen­heit zur Ver­meh­rung zu nehmen.

Geschla­ge­nes Holz wird so bald wie mög­lich abtrans­por­tiert. Soll­te das nicht mög­lich sein, wird das Stamm­holz zumin­dest ent­rin­det. Dabei hat es sich gezeigt, dass eine kom­plet­te Ent­rin­dung gar nicht not­wen­dig ist, es genügt ein strei­fen­wei­ses Entrinden.

Im Wald zurück­blei­ben­de Ern­te­rück­stän­de wie Zwei­ge und Äste wer­den gehäck­selt, gemulcht oder ver­brannt, um den Bor­ken­kä­fern die Nah­rungs­grund­la­ge zu entziehen.

Ande­re Bekämp­fungs­maß­nah­men wer­den sel­te­ner ange­wandt. Dazu gehö­ren bei­spiels­wei­se Lock­stoff­fal­len oder Fang­bäu­me. Lie­gen­des Stamm­holz kann mit Insek­ti­zi­den behan­delt wer­den. Alter­na­tiv hilft auch eine Nass­la­ge­rung oder das Ein­pa­cken in Plastikfolie.

Eine Bekämp­fung der Bor­ken­kä­fer durch Insek­ti­zi­de ist zwar mög­lich, wird aber nur im äußers­ten Not­fall ein­ge­setzt, weil sie das Öko­sys­tem mas­siv schädigt.

Borkenkäfer – Bekämpfung durch saubere Waldwirtschaft

Im Grun­de genom­men ist der Mensch dar­an schuld, dass Bor­ken­kä­fer als Forst­schäd­lin­ge auf­tre­ten. Er schuf durch die Fich­ten-Mono­kul­tu­ren erst die Voraussetzungen.

Die Aus­wir­kun­gen der Erd­er­wär­mung begüns­ti­gen die Ver­brei­tung von Bor­ken­kä­fern. Am erfolg­reichs­ten haben sich sanf­te Maß­nah­men zur Bekämp­fung bewährt. Durch geziel­te Auf­fors­tung wer­den Misch­wald­be­stän­de angestrebt.

Damit wer­den zwar Bor­ken­kä­fer nicht aus­ge­rot­tet, aber auf ein wirt­schaft­lich unbe­deu­ten­des Maß redu­ziert, ohne dass dadurch die Umwelt geschä­digt wird.

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