Gezielte und nachhaltige Neubepflanzung der Wälder
Der Begriff »Aufforstung« beschreibt das Neubepflanzen von Wäldern. In der Forstwirtschaft wird mit Aufforsten das Pflanzen von Bäumen und Setzlingen oder das Aussähen von Samen bezeichnet, die eine Bewaldung herstellen soll.
In diesem Beitrag informieren wir Sie, welche Ziele mit einer Wieder- oder Erstaufforstung verfolgt werden. Wir schildern aber auch die einhergehenden Probleme sowie die Bedeutung der Maßnahmen für den Klimaschutz.
Ökologische Ziele der Aufforstung
Das Aufforsten geschieht als »Wiederaufforstung« oder als »Erstaufforstung«. In Deutschland wird am häufigsten Wiederaufforstung praktiziert. Damit soll der Verlust von Waldfläche durch Einschlag oder Naturereignisse wie Windbruch ausgeglichen werden. Erstaufforstung dagegen bedeutet das Anlegen von Wäldern in Gegenden, die vorher nicht bewaldet waren.
Das ursprüngliche Ziel der Aufforstung, das bis heute noch besteht, war die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder.
Das war der Grundgedanke hinter dem historisch ersten Aufforstungsprogramm, das ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Nürnberger Reichswald praktiziert wurde. Der Reichswald diente der Stadt als Quelle für Brennholz und Bauholz.
Durch die Aufforstung blieb der Wald erhalten und die moderne Forstkultur entstand. Neben dem wirtschaftlichen gibt es auch noch andere Ziele, die durch Aufforstung erreicht werden sollen:
- Hemmung der Bodenerosion
- Hebung des Grundwasserspiegels
- Aufhalten der Wüstenbildung
- Schutzgebiete für bedrohte Tier- und Pflanzenarten schaffen (z.B. Wildbienen)
- Schutz vor Lawinen
- Hochwasserschutz
Probleme bei falscher Aufforstung
Die Ziele der Aufforstung sind positiv. In der Realität kann sie aber auch Probleme verursachen. Zum einen ist Aufforstung gar nicht so einfach.
In manchen Regionen überleben mitunter nur 0,5 Prozent der Setzlinge. Das trifft besonders auf Gegenden zu, die entweder noch nie bewaldet waren oder lange Zeit keinen Waldbestand hatten. Dem Boden dort fehlen Mikroben, die den Setzlingen helfen, Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Sie können auch nicht durch Düngemittel ersetzt werden.
Oft entstehen auch Probleme, wenn falsch aufgeforstet wird. Das beste Beispiel sind die Fichten-Monokulturen in Deutschland. Außer in Extremlagen ist normalerweise Mischwald die natürliche Form der Bewaldung. Monokulturen sind anfälliger gegen Schädlinge (z.B. Borkenkäfer) und äußeren Einflüssen wie Wind und Schnee. Durch solche Ereignisse können ganze Wälder zerstört werden. Zudem bieten Monokulturen nur wenigen Tier- und Pflanzenarten geeigneten Lebensraum.
In anderen Ländern, darunter Portugal, wurden Eukalyptusbäume zum Aufforsten benutzt. Die Bäume wachsen schnell und bringen einen hohen Holzertrag. Die Wissenschaftler bedachten aber nicht, dass die exotischen Bäume einen viel höheren Wasserbedarf als einheimische Sorten haben.
Eukalyptuswälder führten zur Senkung des Grundwasserspiegels. Dazu kommt noch, dass Eukalyptusbäume einen hohen Anteil an ätherischen Ölen haben. Dadurch brennen sie sehr gut und sind leicht entzündbar. Das Ergebnis sind riesige Waldbrände in den Holzplantagen.
Aufforstung mit Fingerspitzengefühl
Langsam ändert sich der Fokus bei der Aufforstung von wirtschaftlichen hin zu ökologischen Aspekten. Aufforstung dient dem Ziel, den natürlichen Zustand des Waldes wiederherzustellen.
Das wird erreicht, wenn zum Aufforsten einheimische Baumarten genommen werden, die in der Region auch natürlich vorkommen. Ziel ist es, einen Mischwald zu bekommen, der auch ohne umfangreiche forstwirtschaftliche Pflege gesund bleibt. Natürlich können auch Versuche mit neuen Baumarten gemacht werden, aber zunächst in kleineren Maßstab und mit Geduld.
Ob eine Aufforstung erfolgreich war oder nicht, zeigt sich in der Regel erst nach Jahren, wenn nicht nach Jahrzehnten.
Fazit: Umdenken bei Waldbepflanzung ist erforderlich
Aufforstung ist an und für sich eine gute Sache – vorausgesetzt, sie wird richtig durchgeführt. Wirtschaftliche Gesichtspunkte dürfen nicht mehr an erster Stelle stehen.
Wälder sind Biotope und Lebensräume, keine Holzplantagen. Das muss bei der Aufforstung berücksichtigt werden. Bäume müssen nicht nach ihrem Holzertrag oder wirtschaftlichen Wert, sondern nach ökologischen Kriterien ausgewählt werden: Können sie den Grundwasserspiegel anheben? Bieten sie vielen verschiedenen Tieren und Pflanzen Lebensraum? Verhindern sie die Bodenerosion? Binden sie ausreichend Kohlendioxid?
Diese und viele ähnliche Fragen müssen bei einer Aufforstung berücksichtigt werden, wenn sie langfristig Erfolg haben soll. Dabei müssen Waldbesitzer in Kauf nehmen, dass zumindest kurzfristig, der Holzertrag eines Mischwalds geringer als der einer Monokultur ist.
Da ein Mischwald aber gesünder ist und weniger Pflege bedarf, sollte sich das langfristig ausgleichen.