Natur erleben von Klein auf Wald- und Naturkindergarten

Der Kin­der­gar­ten ist ein bewähr­tes Kon­zept der Kin­der­be­treu­ung, von dem sowohl die Kin­der als auch die Eltern pro­fi­tie­ren. Vie­le Kin­der wach­sen allein auf – Im Kin­der­gar­ten fin­den sie hin­ge­gen Freun­de und Spiel­ge­fähr­ten, mit denen sie span­nen­de Aben­teu­er erle­ben können.

Da ist es kein Wun­der, dass die meis­ten Kin­der gern in den Kin­der­gar­ten gehen. Auch die Eltern schät­zen den Kin­der­gar­ten, gibt er ihnen doch die Mög­lich­keit, einer beruf­li­chen Tätig­keit nach­zu­ge­hen oder wich­ti­ge Din­ge zu erle­di­gen, wäh­rend ihre Kin­der in der Obhut erfah­re­ner Fach­kräf­te sind.

Aller­dings ist nicht jeder Kin­der­gar­ten wie der ande­re. Unter ihnen ste­hen so genann­te Wald­kin­der­gär­ten (nicht zu ver­wech­seln mit Wal­dorf-Kin­der­gär­ten) beson­ders her­vor. Die­ses päd­ago­gi­sche Kon­zept möch­ten wir Ihnen in die­sem Bei­trag etwas Näher vorstellen.

Geschichte und Konzept des Waldkindergartens

Der Wald­kin­der­gar­ten wird auch »Natur­kin­der­gar­ten« genannt. Bei die­ser Form des Kin­der­gar­tens fin­det die Betreu­ung so weit wie mög­lich in der frei­en Natur, spe­zi­ell im Wald, statt. Fes­te Gebäu­de oder Unter­künf­te wer­den nur bei extrem schlech­ten Wet­ter genutzt.

Im Wald­kin­der­gar­ten wer­den Kin­der zwi­schen 3 – 7 Jah­ren betreut, manch­mal bereits ab einem Alter von 2 Jah­ren. Das päd­ago­gi­sche Kon­zept und die För­de­rung und Betreu­ung der Kin­der ent­spre­chen denen von nor­ma­len Kitas. Im Wald­kin­der­gar­ten wird eine Grup­pe von maxi­mal 20 Kin­dern von min­des­tens 2 Erzie­hern betreut.

Der ers­te Wald­kin­der­gar­ten ent­stand in den 50er Jah­ren in Däne­mark eher durch Zufall. Ella Flatrau aus Söl­l­eröd ging mit ihren eige­nen und den Nach­bars­kin­dern gern in den Wald, um dort zu toben, zu spie­len und inter­es­san­te Natur­be­ob­ach­tun­gen zu machen. Die Eltern waren begeis­tert und grün­de­ten den ers­ten Waldkindergarten.

Im Jahr 1968 gab es den ers­ten Wald­kin­der­gar­ten in Deutsch­land (Wies­ba­den). Lan­ge blieb er eine Aus­nah­me. Erst in den 90er Jah­ren ent­stan­den mehr und mehr Wald­kin­der­gär­ten in Deutsch­land. Heu­te gibt es bun­des­weit mehr als 1.500 Naturkindergärten.

Die Erzie­he­rin­nen hal­ten sich mit ihren Schütz­lin­gen in der frei­en Natur, im Wald, auf Wie­sen oder am Strand auf. Sie suchen nur Schutz in fes­ten Gebäu­den, wenn Gefahr besteht, bei­spiels­wei­se wenn wegen erhöh­ter Wald­brand­ge­fahr das Betre­ten des Wal­des ver­bo­ten ist oder wenn ein Sturm tobt oder der Wald wegen der Gefahr von Schnee­bruch vom Förs­ter gesperrt ist. Das sind jedoch Extrem­si­tua­tio­nen, die nur sel­ten vorkommen.

Jeder Wald­kin­der­gar­ten muss für sol­che Fäl­le über einen beheiz­ba­ren Schutz­raum ver­fü­gen. Im Wald­kin­der­gar­ten wird auf indus­tri­ell her­ge­stell­tes Spiel­zeug ver­zich­tet. Statt­des­sen spie­len die Kin­der ent­we­der mit Natur­ge­gen­stän­den oder selbst gebas­tel­ten Spiel­sa­chen. Die Nach­fra­ge nach Plät­zen in Wald­kin­der­gär­ten ist groß und über­steigt das Ange­bot bei weitem.

Ein typischer Tag im Waldkindergarten

Der Tages­ab­lauf ist ähn­lich wie in einer gewöhn­li­chen Kita. Vor dem “Mor­gen­kreis” zur Begrü­ßung wer­den die Kin­der von den Eltern gebracht. Dar­auf folgt eine krea­ti­ve Beschäf­ti­gungs­zeit und das Mittagessen.

Je nach­dem wie lan­ge der Natur­kin­der­gar­ten geöff­net hat, hal­ten die Kin­der danach Mit­tags­schlaf und gehen in die Nach­mit­tags­be­treu­ung, bis sie von den Eltern abge­holt wer­den. Wie in ande­ren Kin­der­gär­ten auch, wer­den Geburts­ta­ge gefei­ert, es gibt Bas­tel­stun­den, Ent­span­nungs­übun­gen oder es wer­den Spie­le gespielt. Natür­lich gehö­ren Mär­chen­stun­den eben­falls dazu.

Vorteile des Waldkindergartens

Die Kin­der hal­ten sich die gan­ze Zeit an der fri­schen Luft auf. Das stärkt ihr Immun­sys­tem, so dass sie sel­te­ner krank wer­den. Sie wach­sen in der Natur auf und ler­nen Tie­re und Pflan­zen kennen.

Da die Kids nur mit Din­gen aus der Natur spie­len, wird ihre Fan­ta­sie ange­regt. In der frei­en Natur kön­nen die Kin­der unge­hin­dert spie­len und toben und ihre über­schüs­si­ge Ener­gie los­wer­den. Sie bewe­gen sich stän­dig an der fri­schen Luft. Das ist einer der wich­tigs­ten Bestand­tei­le einer gesun­den Lebens­wei­se und beugt Über­ge­wicht vor.

Die Kin­der wer­den ver­traut mit der Natur und ler­nen, sie zu respek­tie­ren, bei­spiels­wei­se kei­nen Müll weg­zu­wer­fen, fri­sche Zwei­ge und Äste abzu­bre­chen, Pflan­zen und Pil­ze zu beschä­di­gen oder Tie­re zu quälen.

Sie ent­wi­ckeln prak­tisch von selbst ein star­kes Umwelt­be­wusst­sein. Außer­dem ler­nen sie deut­lich frü­her als ande­re Kin­der, selbst­stän­dig zu sein.

Nachteile des Waldkindergartens

Wie jede ande­re Sache, hat auch das Kon­zept des Wald­kin­der­gar­tens Schat­ten­sei­ten. Zu den größ­ten Nach­tei­len gehört die Klei­dung. Kin­der im Wald­kin­der­gar­ten benö­ti­gen robus­te, wet­ter­fes­te Klei­dung, die nicht gera­de bil­lig ist. Da sie stark stra­pa­ziert wird, sind die Eltern gezwun­gen, Qua­li­täts­wa­re zu kau­fen, die ihren Preis hat.

Schlamm stellt eine gro­ße Her­aus­for­de­rung dar. Immer mal wie­der erle­ben die Eltern beim Abho­len ihrer Kin­der einen Schock, weil die­se von Kopf bis Fuß mit einer dicken Schlamm­krus­te bedeckt sind, die abge­schabt wer­den muss, bevor die Sachen gewa­schen wer­den können.

Mit­un­ter ist das Wet­ter so schlecht, dass die Kin­der nicht gern nach drau­ßen wol­len. Dann ist Über­zeu­gungs­ar­beit gefragt.

In der Natur ist es nicht nur schön, es lau­ern auch Gefah­ren. Es gibt gif­ti­ge Pflan­zen und Pil­ze, Insek­ten­sti­che und die Kin­der kön­nen beim Ren­nen oder Klet­tern stür­zen. Die Gefah­ren sind grö­ßer als in einer gewöhn­li­chen Kita.

Das gro­ße und klei­ne Geschäft zu ver­rich­ten, kann für die Kin­der zum Pro­blem wer­den, wenn sie im Wald unter­wegs sind. Da Wald­kin­der­gär­ten für gewöhn­lich weit außer­halb der Stadt­zen­tren lie­gen, haben die Eltern lan­ge Anfahrtswege.

Waldkindergärten in Mecklenburg-Vorpommern

im Bun­des­land gibt es aktu­ell 18 Wald­kin­der­gär­ten. Davon befin­den sich 5 in der wei­te­ren Umge­bung Schwerins:

Der Waldkindergarten – ein interessantes Konzept

Vie­le Eltern sind von der Idee begeis­tert, ihre Kin­der in der frei­en Natur auf­wach­sen zu las­sen. Die Vor­tei­le für die Gesund­heit und für die Ent­fal­tung der Per­sön­lich­keit lie­gen ja auch klar auf der Hand.

Aller­dings haben Wald­kin­der­gär­ten auch Nach­tei­le. Zu den größ­ten gehört die begrenz­te Ver­füg­bar­keit von Plät­zen und die lan­gen Anfahrts­we­ge. Letzt­end­lich müs­sen die Eltern selbst ent­schei­den, ob für ihr Kind ein Wald­kin­der­gar­ten in Fra­ge kommt oder nicht.

Alter­na­tiv gibt es auch gewöhn­li­che Kitas, in denen die Erzie­her mit ihren Schütz­lin­gen öfter und län­ger in die Natur gehen als üblich.

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